Einleitung 
 
Als Paartherapeut*innen begegnen uns Menschen mit verschiedenen Beziehungsentwürfen und Formen des Zusammenlebens. Sie sind auf der Suche nach Veränderung, da ihr Miteinander schwierig, anstrengend, konflikthaft oder langweilig geworden ist. Als Therapeut*innen unterstützen wir sie z.B. darin, neue Wege zu finden, alte Konflikte zu lösen, wieder Spaß am Anderen zu finden. Dabei ist es unsere Aufgabe, einen guten Rahmen zu bieten, damit die Partner*innen ihre ganz eigene Variante des Miteinanders finden können. Hier können sie sich verbunden fühlen und haben gleichzeitig Raum für Entwicklung und Wachstum. 
 
Wir verstehen unter Paartherapie die Therapie der Liebesbeziehung, d.h. sie meint auch polyamor oder offen in Beziehung lebende Menschen. Der Blick auf Körperlichkeit und Sexualität, Gefühle und die je individuelle Vorstellungswelt sind für uns zentrale Aspekte. In der therapeutischen Arbeit mit einer offenen, systemischen Grundhaltung ist es uns wichtig, Menschen mit ihren je individuellen Bedürfnissen, Sehnsüchten und Gefühlen zu begleiten und zu wissen, dass diese sich unterscheiden mögen oder auch identisch sind, je nachdem ob sie queer, heterosexuell, polyamor, transsexuell, nonbinär, intersexuell, weiblich, männlich, homosexuell oder asexuell sind. 
 
In den Seminaren mit den Themen Anfang, Sehnsucht, Bilder und Liebe wird es darum gehen, wie Menschen zueinander finden, sich im Verlauf ihrer Beziehung manchmal verlieren und wie wir sie darin unterstützen können, wieder liebevoll in Kontakt zu kommen oder sich gut zu trennen. 
 
Neben Themen wie der Auftragsklärung, Konfliktmoderation, Umgang mit Unterschieden, Aushandeln von Bedürfnissen etc., beschäftigen wir uns auch damit wie wir in der Paartherapie auf der emotionalen Ebene arbeiten. Wie können unsere Klient*innen etwa mit vergangenen Verletzungen umgehen oder Liebe und Sehnsucht ausdrücken und aushalten. 
 
Liebesbeziehungen zwischen Menschen sind gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Vorstellungen unterworfen und Idealen ausgesetzt, die in unserer Gesellschaft gerade einem starken Veränderungsprozess unterliegen. In den Seminaren gehen wir Narrativen über Beziehungen, Sexualität und Geschlecht auf den Grund und überlegen, welchen Einfluss sie auf Beziehungen haben und wie sie im Sinne der Menschen und ihrer individuellen Lebenswege verändert werden können. 
 
In den Selbsterfahrungsseminaren geht es um die Reflexion der eigenen Geschichte und der Haltung als Paartherapeut*innen. Wir setzen uns damit auseinander, was wir über Beziehungen, über Sexualität, Polyamorie, Fernbeziehungen, Beziehungen in unterschiedlichen Kulturen etc. gelernt und welche Beziehungserfahrungen wir selbst gemacht haben. In Bezug auf die therapeutische Haltung in der Paartherapie reflektieren wir, wie wir die Anwesenheit aller Beziehungspartner*innen nutzen können um nicht übereinander zu meckern sondern miteinander zu gestalten. Wie können wir vielgerichtet parteilich sein und der Beziehung als wesentlichem Element in der Paartherapie ihren Raum geben? Dabei sind wir als systemische Therapeut*innen gegenüber den Wünschen der Klient*innen veränderungsneutral und offen. 
 
In den 5 Supervisionstagen wird die eigene paartherapeutische Praxis vorgestellt und reflektiert. Sie findet als Gruppensupervision statt. 
 

  1. Seminare (Theorie) 
 
Seminar 1 - Anfang

In diesem Seminar geht es um Anfänge, wie fängt eine Therapie an, wie beginnt eine Beziehung und wie beginnt eine Weiterbildungsgruppe. Wie können Anfänge gelingen, welche Themen werden schon früh gesetzt und was aus diesen Anfängen kann uns später auf die Füße fallen.

Bevor die erste Therapiestunde beginnt, sind wir schon im Kontakt mit unseren Klient*innen. Eine Person versucht z.B. von ihrer Sicht auf die Dinge zu erzählen, uns auf ihre Seite zu ziehen, den Auftrag per Mail zu vereinbaren oder es schreiben uns drei Personen an, die ganz transparent mit ihren Bedürfnissen und Wünschen umgehen, ... Wie gehen wir damit um?

In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit Auftragsklärung und Setting, dem Umgang mit unterschiedlichen Aufträgen, großen und kleineren und darunterliegenden  Aufträgen und Ambivalenzen. Wie bestimmen wir unseren Standort als Therapeut*in? Wann führen wir und wann lassen wir laufen. Wie setzen wir Zeichen und gestalten den Prozess. Und was machen wir sonst so?

Wie beginnen Beziehungen, müssen wir verliebt sein und Schmetterlinge im Bauch und sehr viel Sex haben oder auch nicht? Welche ausgesprochenen oder ungesagten Regeln gibt sich dieses Paarsystem.

Was lösen Anfänge in uns aus – ist die Angst erlaubt oder die Euphorie Programm?

Es geht los mit einem Anfang.



Seminar 2 - Sehnsucht

In diesem Seminar geht es um Sehnsüchte, wohin hat die Sehnsucht unsere Klient*innen geführt. Wie kann aus dem was so hoffnungsvoll begonnen hat, Unsicherheit, Konflikt und Verzweiflung werden?

Paarsysteme können z.B. anfangs sehr fasziniert von der Unterschiedlichkeit sein und sich nach diesem Anderen sehnen. Später kann genau das zum Problem werden.

In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit ausgesprochenen und unausgesprochenen Sehnsüchten, die Partner*innen in die Beziehung tragen. Welche Bedürfnisse liegen darunter und welche Konflikte entstehen, wenn diese enttäuscht werden.

Wie gelingt es aus zunächst unlösbaren Konflikten neue Möglichkeiten zu entwickeln? Wie können wir Paarsysteme darin unterstützen, Kompromisse zu finden und Unterschiede akzeptieren oder sogar schätzen zu lernen? Was aus dem Umfeld beeinflusst die Beziehung unserer Klient*innen – Kinder, Freund*innen, Familie, Arbeit … Und was braucht es dafür, ihre Beziehung zu stärken, ihr genug Raum und Zeit und Energie zu geben. Wie kann produktives Streiten aussehen damit gemeinsame Entwicklung möglich wird? Und was machen wir mit unserer eigenen Sehnsucht nach Harmonie?

Es geht weiter mit dem Erforschen der Sehnsüchte, die unter den Konflikten verborgen sind.



Seminar 3 - Bilder

In diesem Seminar geht es um Bilder, die unsere Klient*innen und wir als Therapeut*innen über Partnerschaft, Sexualität, Liebe, Trennung, Familie, offene Beziehungen … haben. Wie beeinflussen gesellschaftliche und rechtliche, familiäre und kulturelle Bedingungen unsere Bilder von Beziehungen?

Paarsysteme kommen z.B. mit der Frage, ob sie gute Partner*innen und Eltern sind, wenn sie auch mit Kindern getrennt wohnen wollen. Oder es beschäftigt sie, ob sie noch ein Paar sind, wenn sie keinen Sex haben.

In diesem Seminar befassen wir uns damit, wie verinnerlichte und oft unbewusste Bilder, die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten in Beziehungen einengen oder sogar verhindern.

Was haben unsere Klient*innen und auch wir über Beziehungen gelernt?

Wie können wir unsere queeren, polyamoren, heterosexuellen oder asexuellen oder ganz anderen Klient*innen darin unterstützen den eigenen Weg zu finden, der eigenen Vision zu folgen. Wo stoßen wir an Grenzen? Wie können wir mit Klient*innen arbeiten, die ganz andere Vorstellungen von Partnerschaft haben als wir. Wie können alte Bilder gesehen, aufgelöst und neue entwickelt werden?

Uiuiui, geht es weiter?



Seminar 4 - Liebe

In diesem Seminar geht es um Liebe und um das Ende der Liebe und alles dazwischen. Was braucht es um Verletzungen zu verzeihen oder den/die Andere*n gehen zu lassen, wenn das nicht gelingt? Wie können Beziehungspersonen lernen, sich einander zuzumuten und unterschiedliche Gefühle in der Beziehung zu zeigen?

Eine Paarsystem versteht z.B. die Dynamiken, die zu den Verletzungen geführt haben und kann sie damit loslassen. Oder eine Person kommt zu dem Schluss, dass sie, nachdem sie das alles in der Therapie noch einmal gesehen hat, nicht verzeihen kann. 

In diesem Seminar beschäftigen wir uns damit, wie Beziehungen enden können und was eine lebendige Beziehung für Paarsysteme je individuell ausmacht.

Wie können sie ihre Aushandlungsprozesse lustvoll gestalten. Wie gehen wir als Therapeut*innen mit unserem Verantwortungsgefühl gegenüber der Beziehung unserer Klient*innen um? Wie begleiten wir Paare darin, wieder mehr Intimität leben zu können. Wie können wir unsere Klient*innen darin begleiten, Vertrauen, Nähe und Liebe wieder in ihre Beziehung einzuladen?

Mit Liebe geht was.


Struktur
 
Theorie
 
  1. Seminar Anfang (30 UE)
  2. Seminar Sehnsucht (30 UE)
  3. Seminar Bilder (20 UE)
  4. Seminar Liebe (30 UE)

 
Selbsterfahrung
 
  1. SF 1 Wo komme ich her? (30 UE)
  2. SF 2 Wo will ich hin? (30 UE)

 
Supervision
 
6 Tage Supervision (60 UE) incl. einer Livearbeit

 
Praxis
 
130 UE therapeutische Praxis, incl. mit einem abgeschlossenen therapeutischen / beraterischen Prozess
 
 
Intervision
 
50 UE Intervision
 

Zertifizierung

Nach erfolgreichem Abschluss der einjährigen Weiterbildung in Systemischer Paartherapie erfolgt eine Zertifizierung durch die GST, mit der eine Akkreditierung als „Systemische Paartherapeutin (DGSF)“ bei der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) beantragt werden kann.
 

Kosten und Dauer
 
Die Weiterbildung in Systemischer Paartherapie dauert 12 Monate und findet in Form von 4 dreitägigen Seminaren, 2 Supervisionsseminaren (zweitägig) und 2 Selbsterfahrungsseminaren (dreitägig) statt, kostet 5.976,- € und wird in Form von 12 Raten a 249,- € eingezogen.


Eingangsvoraussetzungen 
 
Hochschulabschluss mit sozial-/humanwissenschaftlicher Ausrichtung oder dreijährige Berufsausbildung im psychosozialen Bereich, psychosoziale Praxiserfahrung und Abschluss einer DGSF/SG anerkannten Weiterbildung in Systemischer Beratung, Coaching oder Therapie oder einer curriculär aufgebauten Weiterbildung im Umfang von mindestens 300 UE und einer curriculär aufgebauten systemischen Weiterbildung im Umfang von mindestens 120 UE (siehe www.dgsf.org).