DIE ZIRKULÄRE PERSPEKTIVE

Symptome als Fähigkeiten

Ein Symptom, welches auch immer es sei, wirkt sich beziehungsgestaltend aus. Anstelle der Frage nach Ursachen liegt das Zentrum systemischer Arbeit daher auf der Frage nach Auswirkungen von Symptomen. Aus systemischer Sicht können Symptome und andere als Störungen definierte Phänomene als beziehungsgestaltende Fähigkeiten verstanden werden. Diese wirken dann, ohne eine bewußte Absicht der Beteiligten auszudrücken, wie ein Beziehungspartner in einem Beziehungskonflikt. Aus systemischer Sicht ist es deshalb Aufgabe des Therapeuten, Etikettierungen der Klienten als defizitär, gestört oder gar krank abzulösen und die Sinnhaftigkeit und regulativen Effekte von Symptomen in den Beziehungen des Klienten erkennbar zu machen. 

Methoden:
Problemorientiertes und lösungsorientiertes zirkuläres Fragen, Zirkularität systemischen Intervenierens, paradoxe Intervention und Symptomverschreibung.

DIE STRATEGISCHE PERSPEKTIVE 

Die Lösung ist das Problem

Im Teufelskreis zwischenmenschlicher Probleminteraktionen ruft ein "Weniger an Lösung", weniger problematische Interaktionen hervor, die ihrerseits wiederum weniger Lösungen bedürfen. Es gibt also lediglich nur einen, das Problemverhalten verewigenden Teufelskreis aus Problemverhalten und ungeeigneten Lösungsversuchen. Die vermeintlichen Lösungsversuche stellen somit die Einladung zur Fortsetzung des Problemverhaltens dar. Dementsprechend steht jedes Problem einer möglichen Lösung offen, wenn die problemerhaltende Lösung außer Kraft gesetzt wird. 

Methoden:
Lösungsversuche als Problemstabilisatoren, strategische Verschreibungen, Problem- und Lösungsfokussierung, Auftragsklärung und Zieldefinition.

LÖSUNGS- UND RESSOURCENORIENTIERUNG

Vom Problem zur Lösung

Es ist leichter, Veränderungen zu unterstützen, indem der Therapeut auf dem aufbaut, was der Klient kann, als dadurch, dass er analysiert, was der Klient falsch zu machen glaubt. Viele Therapeuten sind in ihren dynamischen Theorien allerdings so versunken, dass sie das Offensichtliche übersehen. Die Grundhaltung im lösungsorientierten Modell besteht im Glauben an vorhandene Ressourcen im Klienten. Unsere Aufgabe ist es, den Klienten zu helfen das unbewusste Wissen, das sie bereits haben, auf neue Weise nutzbar zu machen. Alles was Therapeut und Klient wirklich wissen müssen ist im Grunde, woran für beide erkenntlich sein wird, dass das Problem gelöst sein wird. 

Methoden:
Ausnahmen und deren Bedeutung, lösungsorientiertes Fragen, hypothetische und weitere ressourcenorientierte Frageformen, Auslösen unbewußter Suchprozesse.

DIE STRUKTURELLE PERSPEKTIVE

Konflikt als Chance

Der Begriff der Struktur bezieht sich auf allgemeingültige Charakteristika des Zusammenlebens, die mit Zusammengehörigkeit und Loyalität zu tun haben, mit Nähe, Ausschluss und Verlassen, mit Macht und Aggression, und damit, wie sie bei der Herausbildung von Subsystemen in Erscheinung treten. Das Herzstück der strukturellen Perspektive ist experimentell und erfahrungsorientiert. Die strukturell Perspektive versucht konkret zu intervenieren, in einer Weise, die Systemmitglieder zueinander in Beziehung setzt. Hierzu ist es notwendig Konflikte zu aktivieren, anstelle Konfliktvermeidung zu akzeptieren. So können die interpersonalen Dramen in den Therapieraum geholt und alternative Lösungswege angeregt werden. 

Methoden:
Joining und blaming, enactment, unbalancing, System- und Strukturbilder, Konfliktaktivierung und Restrukturierung, negative Konnotation.

DIE MEHRGENERATIONALE PERSPEKTIVE 

Die Balance von Geben und Nehmen

Loyalitätsbindungen gleichen unsichtbaren, aber starken Fasern, welche die komplizierten Teilchen des Beziehungs - Verhaltens in Familien wie auch in der Gesellschaft zusammenhalten. Das Mehrgenerationenkonzept führt die Perspektive in die systemische Therapie ein, über das aktuelle Geschehen hinaus danach zu suchen, wie Verhalten, Erleben oder auch Symptome Sinn ergeben, wenn man Vermächtnisse aus früheren Generationen berücksichtigt und die Frage stellt, inwieweit diese erfüllt wurden beziehungsweise erfüllbar waren. 

Methoden:
Schuld- und Verdienstkonten, Familiengenogramm, Familienrekonstruktion, Loyalität, Delegation und bezogene Individuation.

GRUPPENDYNAMIK

Zirkularität systemischen Intervenierens

Einzelne Personen und Familien handeln immer in einem systemischen Gesamtzusammenhang. Im Zusammenleben konzentrieren wir uns in der Regel auf die Sachebene. In der systemischen Arbeit rückt dagegen die Dynamik von Beziehungen, Gefühlen und Bedürfnissen in den Fokus der Beratung: Der Berater versteht Schwierigkeiten Einzelner immer als Ausdruck einer Wechselbeziehung und nie als Problem einer Person. Dadurch wird die oft einseitige „Schuldfrage“ ersetzt durch einen differenzierten Dialog über Verantwortung.

Die Teilnehmer lernen in diesem Seminar die Gruppendynamik zu nutzen. Der Einzelne kann sich im "Hier und Jetzt" ausprobieren, Feedback holen und lernen sein Potential einzubringen. Es wird herausgearbeitet, wie der Berater mit dem zu beratendem System korrespondiert. Die Eigendynamik des inneren Systems einer Person kann genutzt werden, um die Veränderungsbereitschaft im äußeren System zu erhöhen. Durch die Kenntnis eigener innerer Prozesse ist der Berater in der Lage, systemisch zu intervenieren und dem zu beratenden System einen Erfahrungsraum zu ermöglichen, in dem Neuorientierung stattfinden kann.

Inhalte: Gruppendynamischer Raum, Person und Rollen in Gruppen, Visualisierungen, Reinszenierungen, Rollenmodelle, die soziale Konstruktion von Wirklichkeit, Zielkonflikte

Methoden:
Systemische Skulpturarbeit, systemische Strukturaufstellungen, systemische Hypothesen, Glaubenssätze, Werte- und Entwicklungsquadrat, strategisches Intervenieren, Gruppendynamik, Inneres Team, Ambivalenzarbeit, Konstruktive Kommunikation nach M.B. Rosenberg

SUPERVISION


Die Supervisionsseminare ermöglichen die Umsetzung der Seminarinhalte in die Beratungspraxis. Hierbei versuchen wir, dem Teilnehmer in Live und Fall-Supervisionssettings systemisches Arbeiten so zu lehren, dass dieser befähigt wird, die individuelle Geschichte, Identität und Lebensfreude seiner Klienten zu fördern.
Wir arbeiten im Live-Setting gemeinsam mit dem Teilnehmer in einem cotherapeutischen Team mit einem Klientensystem (Einzel-, Paar- und Familiensysteme). Der Lernerfolg wird durch die häufige Partizipation des Teilnehmers an Beratungs- und Therapiesituationen enorm gesteigert.

Die komplexe Herausforderung in der Arbeit mit Menschen und Systemen kann aus einer stimmigen professionellen Identität und einem Verständnis, wofür man steht, beantwortet werden, so dass ein „Beheimatet-sein“ in der Profession des Beraters und Therapeuten möglich wird.

Begleitend zur theoretischen Weiterbildung im Abschnitt I finden zwei Supervisionsseminare zu je zwei Tagen statt (09:00 – 18:00 Uhr), mit mindestens einer vom Teilnehmer vorgestellten Arbeitssitzung (Live oder Fall).

Die Supervisionsseminare werden in der geschlossenen Weiterbildungsgruppe durchgeführt (100 UE).

WEITERBILDUNGSZEITRAUM UND KOSTEN

Abschnitt I

Die Weiterbildung (Abschnitt I) umfasst einen Zeitraum von 12 Monaten.
Die Teilnahmekosten verstehen sich inkl. Supervision und Selbsterfahrung und werden in Monatsraten eingezogen.
Die Teilnahme an einem ersten Seminar verpflichtet nicht zur Teilnahme am gesamten Weiterbildungsabschnitt I.
Die Teilnahme am Abschnitt I verpflichtet nicht zur Teilnahme an einem weiteren Abschnitt.

ZERTIFIZIERUNG


Nach erfolgreichem Abschluss des ersten Weiterbildungsabschnitts erfolgt eine Teilnahmebescheinigung über Inhalt und Umfang der absolvierten Weiterbildung in Systemischer Beratung durch die Gesellschaft für Systemische Therapie und Beratung (GST). Der erste Abschnitt wird entsprechend den Kriterien des deutschen Berufsverbandes für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) als Weiterbildungsjahr anerkannt.


ÜBERSICHT


Dauer // Ablauf

Die Weiterbildung "Systemische Beratung" erstreckt sich über ca. 24 Monate, aufgeteilt in zwei Abschnitte.
Begleitend zu den Seminaren werden feste Triaden gebildet, die sich über den gesamten Weiterbildungszeitraum treffen.

Umfang

570 Lehreinheiten insgesamt
  • 220 UE Theorie und Methoden
  • 100 UE Supervision
  • 100 UE Selbsterfahrung
  • 80 UE Intervision
  • 70 UE Praxis
 
Struktur:
  • 7 Theorie-/Methoden Seminare
  • 5 Supervisionsseminare
  • 2 Seminare zur Selbsterfahrung

Weiterbildungskosten

€ 5.952,- (2.976,- je Abschnitt/Jahr, steuerfreie Leistung nach § 4 Nr. 21a bb UStG.). Diese Gebühr inkl. Supervision und Selbsterfahrung, ein monatliches Lastschriftverfahren ist möglich. Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung (im Seminarhaus im zweiten Jahr) sind darin nicht enthalten.
Die Weiterbildung kann bei einer entsprechenden Begründung u.a. durch das Arbeitsamt (s. > Weiterbildungsförderung) gefördert werden.

Orte

Die inhaltlichen Seminare und die zweitägigen Supervisions- Seminare finden in den Seminarräumen des jeweiligen Instituts statt.
Ab dem zweiten Abschnitt finden max. 2 Seminare im > Seminarhaus bei München statt (zzgl. Kosten ab ca. 120,- pro Tag).

Besonderheiten

  • Das erste Seminar dient als Orientierungsseminar, ein Rücktritt ist bis 7 Tage nach dem ersten Seminar möglich.  
    Die Teilnahmekosten betragen dann (bzw. vorzeitigem Rücktritt) nur € 450,-.
  • Der Teilnehmer beginnt bereits während der Weiterbildung live zu arbeiten.
  • Die Vermittlung der Lehrinhalte in den Seminaren erfolgt praxisnah und erfahrungsorientiert:  Die Seminare beinhalten einen hohen Selbsterfahrungsanteil. Wir arbeiten viel szenisch, psycho-dramatisch und gestaltend, humorvoll und prozessorientiert.
  • Wir verbinden die systemischen Ansätze mit der eigenen Lebens- und Lerngeschichte der Weiterbildungsteilnehmer. 
  • Die Weiterbildungsgebühren können in Monatsraten bezahlt werden (z.B. 248,-) 

Zertifizierung

Nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung kann eine Zertifizierung zum "Systemischen Berater (DGSF)" beim Dachverband DGSF beantragt werden.
 
Die ausführliche Beschreibung der Eingangsvoraussetzungen siehe DGSF.
Ausnahmen sind in begründeten Einzelfällen möglich.